BiCK-Projekt
Im Rahmen des Projektes „Biodiversitätscheck in Kirchengemeinden (BICK) haben wir von der St. Marienkirche Göttingen im vergangenen Herbst bereits Stauden- und Hochbeete angelegt und Nistkästen für Vögel und Fledermäuse angebracht.
Um das Thema Natur- und Artenschutz dauerhaft in unserer Gemeinde zu verankern, hat Stefan Althoff sich nun von der Landeskirche zum Schöpfungsbotschafter ausbilden lassen.
Um das Thema Natur- und Artenschutz dauerhaft in unserer Gemeinde zu verankern, hat Stefan Althoff sich nun von der Landeskirche zum Schöpfungsbotschafter ausbilden lassen.
Die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderte Ausbildung befähigt Herrn Althoff weitere Maßnahmen zur Stärkung der biologischen Vielfalt in der Gemeinde zu planen und umzusetzen und in der Gemeinde durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung zu werben.
Welche verhängnisvollen Folgen der Klimawandel für unsere Schöpfung hat, konnte jeder und jede diesen Sommer selber beobachten. Durch intensive Landwirtschaft und Flächenversiegelung durch Bebauung und Verkehr gibt es seit Jahrezehnten bereits einen massiven Rückgang der heimischen Vögel- und Insektenarten, der sich durch den Klimawandel jetzt noch beschleunigt. Als Kirchengemeinde haben wir u.a. durch die Gestaltung unserer Grünflächen die Möglichkeit, einen Beitrag gegen das Artensterben zu leisten.
Dabei ist es elementar, unsere Sicht- und Denkweisen auf die uns anvertrauten Flächen neu zu justieren. Vielleicht war es uns bisher wichtig, dass die Wiese vor dem Gemeindehaus „ordentlich“ aussah, nicht „ungepflegt“ und uns aber auch nicht zu viel Arbeit bereitete. In der zornigen Vehemenz, mit der wir uns gegen Giersch, Hahnenfuss und Quecke in unseren Beeten wehren, steckt vielleicht noch eine Spur der Verzweiflung unserer bäuerlichen Vorfahren, die dem Boden ihren Lebensunterhalt abringen mussten.
Die jede Konkurrenz, die sich neben ihren Weizen-, Kartoffeln oder sonstigen Kulturpflanzen ansiedelte, mit Stumpf und Stiel ausrissen, um eine Ernte einfahren zu können, die sie am Leben erhielt. Etwas roden, etwas urbar machen , der Scholle etwas abringen – das Vokabular der Landwirtschaft kann einen verzweifelten Kampf gegen die Vegetation widerspiegeln, die sich dort ohne menschliches Tun fände.
Und wir heute mit unseren städtischen Gärten?
Eine Wiese ist per se in Mitteleuropa fast immer etwas Menschengemachtes. Eigentlich wüchse hinter dem Gemeindehaus vermutlich ein Buchenwald, vielleicht, weil so dicht am Leinekanal, eine feuchtere Ausprägung mit einigen Eschen, vielleicht stellten sich auch ein paar Erlen ein. Schon die Existenz der Wiese ist also ein Hinweis auf die Tätigkeit des Menschen, der das Hochkommen von Baumjungswuchs durch das Mähen immer wieder verhindert.
Und dann stehen wir vor unserer Wiese und haben offensichtlich das Gefühl, dass wir immer noch einen Kampf gegen die Arten führen müssen, die wir dort nicht ausgesät haben mit unserer Rasenmischung, sondern deren Samen irgendwann durch die Luft zu unserer Wieser verbracht wurden.
Wir kämpfen gegen die Kräuter, die neben den Gräsern bestandsbildend in einer Wiese wären. Gegen die Gräser, die zu hoch gewachsen sind. Offensichtlich ist der naturnahe Garten, die artenreiche Wiese etwas, das viele von uns unwillkürlich mit Verwahrlosung und Kontrollverlust
assoziieren.
Davon müssen wir uns frei machen. Ganz bewusst und im Gefühl der Verantwortung, die wir tragen, wenn wir für diese Flächen verantwortlich sind. Wir können und müssen mehr leisten als kurzgeschnittenen Rasen und darauf Kirschlorbeer und andere exotische Ziergehölze, auf denen unsere heimischen Insekten verhungern.
„Und Gott sprach: Sehet da, ich habe Euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu Euere Speise. Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und so geschah es. “ 1.Mose 2, 39-30.
Das ist der Auftrag, dem wir gerecht werden müssen und die Ernennung eines Schöpfungsbotschafters ist ein weiterer Schritt auf dem Weg dorthin.
Wir würden uns freuen, wenn Sie diese Überlegungen vielleicht im Hinterkopf haben, wenn Sie das nächste Mal auf unsere hochwüchsigen Wiesenflächen vor dem Gemeindehaus (und an der Groner-Tor-Straße) schauen. Vielleicht haben Sie sogar Lust, bei der nächsten Pflanzaktion dabei zu sein? Wir würden uns freuen.
Das BICK-Projekt wird gefördert von:
Weitere Infos zum BiCK-Projekt: https://www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/umweltschutz/bick