© St. Marienkirche Göttingen

Geschichte und Gegenwart


Kirchenführungen

Wir bieten Ihnen gerne Kirchenführungen auf Anfrage an. Wenn Sie interessiert sind, melden Sie sich bitte bei Thomas Raschke (Stadtführer) oder Pastor Markus Wackernagel. Die Kontaktdaten finden Sie hier.

Geschichte

1290 wurde mit dem Bau der St. Marienkirche in der Göttinger Neustadt begonnen, die 1318 dem Deutschen Orden übereignet und von diesem bis 1512 zu ihrer heutigen Gestalt umgebaut wurde.

Die Kirche mit dem seit 1319 als Kirchturm genutzten Stadttor zur Neustadt und der Kommende (heute Kirchenarchiv) ist ein besonderes reizvolles mittelalterliches Ensemble. Die dreischiffige Kirche zeigt heute wieder den 1512 fertiggestellten Raum.

Das bedeutendste Kunstwerk sind Reste des Marienaltars der Göttinger Künstler Bartold Kastrop und Heinrich Heisen aus dem Jahr 1524, heute gefasst in einem neugotischen Retabel von 1860.

1926 wurde die für die Geschichte des Orgelbaus wichtige Mahrenholz-Furtwängler-Orgel gebaut. 2001 wurde die letzte aufwendige Innenrenovierung beendet, die Sanierung der Orgel endete im Oktober 2003.

Gegenwart

Die St. Marienkirche liegt im Zentrum Göttingens, der eher am Rand der historischen Innenstadt. Musik im Gottesdienst und in Konzerten, besonders aber auch die Stille - die Kirche ist jeden Tag von 9 bis 18 Uhr geöffnet - sind für jede und jeden besondere Merkmale der wunderschönen gotischen Kirche, die es etwas abseits vom Einkaufsrummel zu entdecken gilt.

Besondere Höhepunkte des Gemeindelebens sind u.a. der Sommerbasar und vor allem der große Adventsbasar am 1. Advent.

In St. Marien ist die Griechisch-orthodoxe Gemeinde zu Gast (Gottesdienste am ersten Sonntag im Monat um 11.30 Uhr).

Pastoren an der Marienkirche

St. Marien Pfarrstelle I
 
Johannes Birnstiel  /  1531
Andreas Lemenhusen  /  1531-1532
Nicolaus Hanauer  /  1532-1540
Simon Kleinschmidt  /  1544-1550
Jacob Straube  /  1551
Valentin Heilandt  /  1551-1590
Felicianus Clarus  /  1590-1597
Johannes Langhagen  /  1597
Andreas Grothenius  /  1597
Christoph Lossius  /  1597-1612
Justus Großcurdt  /  1612-1615
Patikraz Schimler  /  1616-1620
Georg Böhme  /  1620-1622
Martin Otto  /  1622
Hermann Grecius  /  1626
Johannes Roscher  /  1636-1643
Samuel Berckhoff /  643-1658
Justus Ammon  /  1658-1668
Johannes Hilgard  /  1668-1671
Johann Andreas Lesche  /  1671-1679
Otto Christoph Köhler  /  1679-1684
Heinrich Domeier  /  1685-1695
Johann David Schreiber  /  1695-1707
Friedrich Heinrich Sartorius  /  1708-1734
Justus Heinrich Sohten  /  1735-1755
Friedrich Benjamin Gautsch  /  1756-1760
Rudolf Wedekind  /  1763-1773
Ludwig Gerhard Wagemann  /  1773-1804
Arnold Heinrich Wagemann  /  1804-1819
Georg Friedrich Bertling  /  1819
Karl Heinrich Miede  /  1820-1851
Georg Ludwig Ferdinand Miede  /  1851-1880
Joh. Christian Wilh. Brügmann  /  1880-1883
Joh. Georg Seb. Geisenhof  /  1883-1887
Ernst Aug. Wilh. Danckwerts  /  1887-1916
Eduard Ferdinand Edm. Baring  /  1916-1935
Heinrich Runte  /  1935-1965
Ekkehard Blumrich  /  1965-1970
Ernst-Michael Ratschow  /  1971-1981
Rudolf Schmidt  /  1987-2001
Markus Wackernagel  /  seit 2002



St. Marien Pfarrstelle II

Bruno Benfey  /  1927-1937
Dr. Cord Cordes  /  1938-1951
Hans Helweg  /  1951
Bruno Benfey  /  1951-1962
Hans Werner Dannowski  /  1963-1969
Gerhard Szagun  /  1969-1974
Rudolf Schmidt  /  1974-1987
1987 Aufhebung der II. Pfarrstelle (Dauervakanz)

Die Marienkirche – das „Kleine Jersualem“

In der Chronik des Franciscus Lubecus aus dem 16. Jahrhundert wird die Marienkirche als „Kleines Jerusalem“ bezeichnet. Als Quelle wird ein verschollener Ablassbrief des 13. Jahrhunderts genannt. Die Angabe führt in eine Zeit zurück, bevor der Deutsche Orden das Gelände der späteren Kommende bezogen hatte, und kann nicht damit erklärt werden, dass der Orden traditionell eine enge Verbindung in das heilige Land pflegte. Wo es ein „Kleines“ Jerusalem gibt, muss es auch ein „Großes“ geben – und als dieses kann man im übertragenen Sinne die mittelalterliche Kernstadt von Göttingen deuten! Verschiedene topographische Elemente weisen auf das heilige Zentrum der Christenheit hin: Die Achse von der Albanikirche über den Marktplatz zum Leinekanal entspricht der Strecke vom Tempel über den Muristan (den antiken Marktplatz) zum Jaffator. Der Nordteil der Stadt mit seinen drei parallelen Straßen und der Jakobikirche erinnert stark an den Südteil von Jerusalem. Den Menschen im Mittelalter, für die die Reise in das heilige Land viel beschwerlicher und gefährlicher war als heute, sollten diese Elemente eine Anschauung jener Orte vermitteln, an denen Christus gewirkt hatte. Die Marienkirche erhebt sich jenseits des Leinekanals und besitzt somit eine ähnliche Position zur Stadtmauer wie das Mariengrab in Jerusalem, über dem sich die Kirche „Santa Maria in valle Josaphat“ erhob. Sie ist auf den alten Plänen von Jerusalem immer verzeichnet, obwohl der Tod der Gottesmutter nicht in der Apostelgeschichte beschrieben wird. Da Maria danach in den Himmel aufgefahren sein soll, ist die Kirche zugleich eng mit ihrer Verehrung als „Himmelskönigin“ verbunden. Als solche wurde sie groß am spätgotischen Altar der Göttinger Marienkirche dargestellt.
Quelle: Reinhold Roehricht, Karten und Plaene zur Palaestinakunde aus dem 7. bis 16. Jahrhundert, Berlin 1892, Karte 8
Schematischer Plan von Jerusalem nach Vorlagen aus dem 12./13. Jahrhundert
Quelle: n.a.
Realer Vergleich des Stadtplans von Jerusalem mit Göttingen
A = Tempel
B = Muristan
C = Grabeskirche
D = Kirche St. Johannes ev.
E = Jakobuskathedrale der Armenier
F = S. Maria in valle Josaphat
G = Loewentor